Interview
Interview mit Oliver Lang, CEO der J&S Holding GmbH
Im Automobilbau gilt ‘safety first’. Denn die Insassen sollen später mit ihrem Fahrzeug sicher ans Ziel kommen. Die J&S GmbH Automotive Technology mit Hauptsitz in Wustermark ist als Partner der Automobilindustrie spezialisiert auf Sicherheitsbauteile und Abschirmungen. Der CEO Oliver Lang berichtet im Gespräch mit Wirtschaftsforum, warum das Unternehmen Dinge möglich macht, die andere nicht können. Zum Marktführer wurde das Unternehmen mit einem kleinen, aber bedeutsamen Bauteil, das jeder, der ins Auto steigt, benutzt.
Wirtschaftsforum: Herr Lang, was können Sie uns zur Entstehungsgeschichte von J&S Automotive Technology erzählen?
Oliver Lang: Das Unternehmen wurde Anfang der 1990er-Jahre als Werkzeugbau gegründet und ist dann auf die Herstellung von Gurtsicherheitssystemen umgestiegen. Hier sind wir inzwischen europäischer Marktführer; wir produzieren etwa 40 Millionen Stück pro Jahr. Unsere zweite große Produktgruppe betrifft den Bereich Abschirmungen, insbesondere des Motorenbereichs, wobei es um thermische, aber auch um Geräuschabschirmungen geht. Ein neues Gebiet ist jetzt die Abschirmung der Elektronik in E-Fahrzeugen. 2000 sind wir in Wustermark, westlich von Berlin, mit einem neuen Werk gestartet. Vor fünf Jahren haben wir hier unsere Produktionsfläche verdoppelt. Wir sind sukzessive gewachsen und haben viele Automobil-Premiumhersteller als Kunden gewonnen. Mit ihnen arbeiten wir seit vielen Jahren vertrauensvoll zusammen. Uns zeichnet aus, dass wir immer ein offenes Ohr für den Kunden haben. Auf diese Weise ist es auch zur Entwicklung der Ganzmetallumlenker gekommen.
Wirtschaftsforum: Wie war das genau?
Oliver Lang: Gemeinsam mit einem Kunden haben wir damals überlegt, wie sie kostengünstig herzustellen sind. Durch unsere Erfahrung im Werkzeugbau waren wir in der Lage, aus einem einfachen Blechteil über ein 20-stufiges Werkzeug einen Umformprozess zu entwickeln, der prozesssicher extrem hohe Stückzahlen ermöglicht. Zum Fertigungsablauf gehören noch viele nachfolgende Prozesse wie Teflonbeschichtungen und Kunststoffumspritzung. Als Multimateriallieferant arbeiten wir auch mit Stahl-Kunststoff-Kombinationen oder im Abschirmbereich mit Alu und verwenden viele unterschiedliche Technologien.
Wirtschaftsforum: Wie ist das Unternehmen heute aufgestellt?
Oliver Lang: Die J&S Automotive Technology ist Teil der J&S Gruppe mit einer Holding an der Spitze. Neben Wustermark betreiben wir ein Beschichtungs- und Montagewerk in Neuruppin. In Breitenbrunn haben wir einen Standort für Werkzeugbau. Von Deutschland aus versorgen wir Premium-OEMs und Tier-1-Zulieferer in Europa und Nordamerika. In den USA befindet sich auch ein Lager für den amerikanischen und mexikanischen Markt. Vor zwei Jahren haben wir ein Werk in China eröffnet, um noch stärker in den asiatischen, insbesondere chinesischen Markt als stärksten Automobilmarkt hineinzuwachsen. Wir liefern bereits nach China, aber wir müssen in die Nähe unserer Kunden, um Transportwege zu verkürzen und mit Personal und Expertise vor Ort zu sein.
Wirtschaftsforum: Können Sie uns ein paar Zahlen zur Entwicklung des Unternehmens nennen?
Oliver Lang: Weltweit beschäftigen wir rund 500 Mitarbeiter. Die Mitarbeiterzahl wird über unser Werk in China deutlich steigen. Unser Jahresumsatz ist stark wachsend und liegt derzeit zwischen 60 und 70 Millionen EUR. Uns ist es wichtig, profitabel zu wachsen. Wir investieren kontinuierlich in neue Produkte, Prozesse und Fertigungstechnologien.
Wirtschaftsforum: Welche Themen sind Ihnen persönlich wichtig?
Oliver Lang: Mein Fokus liegt auf den Kunden und Mitarbeitern. Das Vertrauensverhältnis zu unseren Kunden führt auch dazu, dass sie uns mitnehmen zu den neuen Themen, die der Wandel der Automobilindustrie mit sich bringt. Dies möchte ich in Einklang bringen mit den Mitarbeitern. Sie müssen weiterentwickelt werden, um diese Transformationsprozesse mitgestalten zu können.
Wirtschaftsforum: Welche Entwicklungen werden zukünftig noch wichtig sein?
Oliver Lang: Die Digitalisierung bietet uns neue Chancen, etwa indem wir stärker automatisieren. Auch um damit umgehen zu können, müssen wir die Mitarbeiter entwickeln. Unser neues Werk in China müssen wir pandemiebedingt überwiegend ferngesteuert hochfahren; das ist eine Herausforderung. Daher sehen wir dies als Chance und Herausforderung, andere Wege einzuschlagen.
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